Geschichte

23.11.2003

An dieser Stelle soll ein kleiner Überblick über die geschichtliche Entwicklung gegeben werden.

In den Geschichts- und Heimatbüchern, die über die Region verfasst wurden, kann man nachlesen, dass es auf dem Gebiet um Krofdorf-Gleiberg herum verschiedene Funde und Hinweise auf einen frühe Besiedelung gibt. So wurden aus Kieselstein gefertigte Beile gefunden, deren Herkunft auf die Jungsteinzeit (4000 v. Chr. bis 1800 v. Chr.) geschätzt wird.

Das sich auch in der Bronzezeit (1800 v. Chr. bis 800 v.Chr.) Menschen hier aufgehalten haben, belegen das Vorhandensein von Hügelgräbern im hiesigen Waldgebiet.Die Toten wurden damals in gestreckter Lage unverbrannt auf ebener Erde bekleidet, bewaffnet und geschmückt in einem Baumsarg beigesetzt. Der Sarg wurde dann mit Feldsteinen zugeschichtet. Darüber wurde dann ein Erdhügel aufgeschüttet.

Rekonstruktion einer Hügelgrabanlage in Aufsicht und Querschnitt (VAUBEL 1955 S. 202)

Untersuchungen haben ergeben, das wohl nicht jeder so bestattet wurde. Dies läßt den Schluss zu, das es also damals schon eine über die Bevölkerung herausragende Schicht gegeben haben muß. Jedoch der überwiegende Teil der vorhandenen Hügelgräber ist zu einem wesentlichspäteen Zeitpunkt entstanden. Um eine Vorstellung zu bekommen, welche Ausmasse ein solches Hügelgrab hat, sei hier mal die Masse des besterhaltenen Grabes angegeben. Es hatte Durchmesser von ca. 22 m und einer Höhe von 2,10 Meter.


In der Zeit, als die Kelten hier leben, wurde von ihnen auch ein Ringwall mit einem Durchmesser von 1150 m um den Dünsberg erbaut. Die umbaute Fläche hatte eine Größe von 90 Hektar. Im 1. Jahrhundert v. Chr. wurde die Anlage dann von den vorrückenden germanischen Stämmen übernommen und weiter ausgebaut. Die Germanen benutzten sie dann bis ins 4./5. Jahrhundert n. Chr. Die errichtete Wallanlage diente neben Wohnzwecken auch als "Fliehburg" für die in der näheren Umgebung wohnende Bevölkerung während kriegerischer Auseinandersetzungen.

Auch durch die Catten wurde unsere Region besiedelt, als sie von den Römern aus ihren Besiedlungsgebieten im Taunus und Westerwald vertrieben wurden. Da die Catten jedoch für die Römer eine Bedrohung darstellten, wurde durch dir Römer ein Schutzwall angelegt. Es handelt sich hierbei um den Limes. Der anfänglich schwach gebaute Limes wurde dann zu Beginn des 3. Jahrhunderts stärker befestigt.

Von Bedeutung in politischer, wirtschaftlicher und kirchlicher Hinsicht war dann die Besiedlung durch die Franken. Bei den Franken handelt es sich um einen germanischen Stamm aus der Sippe der Rhein-Weser-Germanen und verschiedener Völker vom Mittel- und Niederrhein. Die Franken betrieben eine sehr intensive Landnahme und legten dadurch den Grundstein für viele Orte hier in der Umgebung. Man vermutet, das etwa um 575 n. Chr. Franken hier gesiedelt haben und damit den Grundstein für der Ort Krofdorf legten.


Die erste sichere Erkenntnis von der Existenz des Ortes Krofdorf ergibt sich aus einer Urkunde an das Kloster Lorsch. Sie wurde am 15. Dezember 774 zu Zeiten Karl des Großen (768 - 814) gefertigt. Es war einen Schenkung des Ehepaares Friunthart und dessen Ehefrau Udela an das Kloster in der Nähe von Bensheim an der Bergstraße. Sie vermachten dem Kloster ihren gesamten Besitz zu Lebzeiten. Von den Mönchen wurde diese Schenkung im Lorscher Codex verzeichnet.

Hinweis:
Der Lorscher Codex ist das älteste Grundbuch der hiesigen Region und wurde im Kloster Lorsch angelegt. Darin waren der gesamte Grundbesitz des damaligen Klosters Lorsch verzeichnet. Heute ist das bayerische Staatsarchiv Würzburg Aufbewahrungsort. Im Mittelalter wurden Verträge meist per Handschlag und mit Zeugen besiegelt. Eine schriftliche Form wurde nicht gefertig. Deshalb ist der Codex eine unschätzbare Geschichtsquelle.


Schenkungen wurden nicht nur von vornehmen Familien, sondern auch von weniger bedeutsamen Familien gemacht. Der Sinn und Wunsch von Schenkung in der damaligen Zeit lag darin, sich der Fürsorge zu Lebzeiten um sein Seelenheil zu versichern.



Lateinische Übersetzung der Urkunde
DONatio FRIUNTHARDI IN ETTISBACHIN
CHRisti NOMINE SUB DIE XVII KaLendas IANuarii, ANNO VII
KAROLI REGIS EGO FRIUNTHART ET CONIUX MEA VDELA DONAMus AD
Sanctum Nazarium MartyREM QUI REQUIESCIT IN CORPorE IN
MONASTerlO LAURISSAMENSI UBI UENERABilis GUNDELANDus ABBas
PraEEsseUIDETur DONATUmQue IN PerPETUUm EssE UOLUMUS ET
Pro MPTISSIMA UOLUNTATE CONFIRMAMus IN PAGO LOGENEHE in UILLA
GRUPHTORPH ET IN ETTISBACH QUIDQUID HABERE UIDEMUR PerPETUALITER
AD POSSIDENDUm STIPULATione SUBNIXA. ACTUM in MONASTerlO
LAURISSAMENSI Tempore Quo Supra

DE CRUFTORPF
RIUNTHER ET CONIUX Elus ADELA IN PAGO LOGENEHE IN
CRUFTORPHER MARCA OMNEm PORTIONEM SUAM IN MANSIS,
CAMPIS, PRATIS, PASCUIS PerUIIS, SILUIS, AQUIS
AQUARUmQue DECURSIBus


Übersetzung:

Schenkung des Friunthart in Atzbach unter König Karl und Abt Gundeland Im Christi Namen, am 15. Dezember im 7. Jahr des Königs Karl. Wir Friunthart und seine Frau Udela, machen eine Vergabung an den heiligen Märtyrer Nazarius, dessen Leib in dem unter der Aufsicht des ehrwürdigen Abtes Gundeland stehende Lorscher Koster ruht. Die Übergabe erfolgt nach unserem Wunsch für immer und, wie wir ausdrücklich betonen, aus freien Stücken. Gestützt auf diese vertragliche Übereinkunft geben wir alles, was wir im Lahngau, im Dorf Krofdorf und in Atzbach haben, auf ewige Zeiten zu eigen. Geschen im Lorscher Kloster.
Zeit wie oben.

Über Krofdorf.

Auch Friunther und seine Frau Adela übergaben im Lahngau, in der Gemarkung Krofdorf ihren gesamten Besitzanteil an Hofreiten, Feldern, Wiesen, Weiden, Wegen, Wäldern, Wasserstellen und Wasserläufen.

Im weiteren Verlauf der nächsten 40 Jahre (777, 788, 789, 790 und 817) erfolgten weitere Schenkungen an das Kloster Lorsch in denen der Ort Krofdorf erwähnt wurde. In den Jahren 780 und 802 findet Krofdorf in einer Fuldaer Urkunde erwähnt



Seit ewigen Zeiten wird darüber gerätselt, wie wohl der Name Krofdorf entstanden sein könnnte. Eine endgültige Klärung wird es dafür nicht geben. Folgende Variante ist möglich, die sich aus dem Volkstümlichen überliefert hat:

In der Zeit, als die Grafen der Burg Gleiberg noch von ihrer Burg gen Norden in die dortigen Forst zum Jagen ritten, mußten sie durch den Ort reiten. Die Einwohner haben dann immer gefragt: "Graf durch?" oder im Dialekt "Graf doarch?" Daraus könnte der Name entstanden sein. Der Name könnte aber auch von der im 8. Jahrhundert gebräuchlichen schreibweise des Namens (Cruftorpf) herrühren.


Nach der letzen Erwähnung in einer Schenkung wurde Krofdorf in den nächsten 400 Jahren nicht mehr genannt. Sicher ist jedenfalls, das Krofdorf bis in das 16./17 Jahrhundert hinein immer im Schatten der Burg Gleiberg stand. Wann die heute noch über Krofdorf thronende Burg erbaut wurde, läßt sich nicht mehr feststellen, da alle Quellen hierüber verbrannten, als die Burg im Jahre 1646 durch die Beschiessung schwedischer Truppen in Brand geriet.

Die Burg wurde auf einem Basaktkegel errichtet. Der Basaltkegel besteht aus Basaltsäulen. Dies zeigt, das der Gleiberg bei seiner Entstehung nie ein Vulkan war.

Welche Bedeutung die Burg Gleiberg bis dahin hatte, kann man daraus ersehen, das sie die Gerichtsbarkeit für das "Gemeine Land an der Lahn" besaß. Im Jahre 1331 wurden dem Ort Gleiberg sogar die "Frankfurter Stadtrechte" verliehen und somit konnte ein Wochenmarkt abgehalten werden. Neben diesem Privileg besaßen die Bewohner der Siedlung Gleiberg auch noch das Immunitätsprivileg, Befreiung von Steuern, Frondiensten und Leibeigenschaft u.a..

Wie aus den bestehenden geschichtlichen Unterlagen hervor geht, hatte die Burg Gleiberg ein sehr wechselvolles Dasein in Bezug auf seine Besitzer und Erbauung, Zerstörung und Wiederaufbau hinter sich. Wie Gleiberg auch, so hatte auch Krofdorf durch die damals herrschenden Kriegen, Plünderungen, Belagerungen, Zerstörungen, durch die Pest und den Truppendurchmärschen zu leiden und Tribut zu zollen.

Siegel des Amtes Gleiberg

Siegel des Amtes Gleiberg

Burgtor

Zugang zum Burghof im Jahr 2003

Wie oben schon erwähnt, stand der Ort Krofdorf lange im Schatten der Burg. Aber im Laufe der Zeit änderte sich dies und Krofdorf gewann immer mehr an Bedeutung. Hatte Gleiberg einmal die dreifache Einwohnerzahl, so kehrte sich langsam das Verhältnis um und Krofdorf wuchs an Einwohnerzahl.


Ab hier soll jetzt nur noch ein kleiner Überblick an hand von Jahreszahlen über den Verlauf der Geschichte gegeben werden. Begonnen werden soll zu Beginn des 30 Jährigen Krieges 1618.

09./12.06.1646

Zerstörung der Oberburg

Zwei Gleiberger Bürger werden zu gräflichen-nassauischen Postboten bestellt

1664

Durch ein Feuer werden 30 Häuser in Gleiberg zerstört

1721

Ein Blitzeinschlag entfacht einen Brand und es werden dadurch 10 Gebäude in Gleiberg vernichtet

1729

Einquartierung und Plünderung durch Franzosen und Russen

1796 - 1815

Errichtung des ersten Schulgebäudes in Krofdorf

1813 - 1815

Das letzte Rügen- und Schöffengericht wird in Gleiberg abgehalten

30.07.1850

Die erste Arztpraxis wird eröffnet

13.08.1856

Die Schule in der Schulstrasse wird errichtet

1865/66

Errichtung der ersten Zigarrenfabrik

1867

Die erste Poststelle wird eröffnet

1875 - 1876

Baubeginn der Eisenbahnline zwischen Koblenz und Berlin (Wetzlar und Lollar) erfolgt. Die Haltestelle liegt mehrere Kilometer außerhalb des Ortes

23.09.1892

Inbetriebnahme einer Straßenbeleuchtung (Gasbeleuchtung)

1892

Eine Apotheke wird eröffnet

1879 - 1930

Eine Vielzahl von Vereinen werden in dieser Zeit gegründet

17.02.1926

Eine Postomnibusline zwischen Gießen und Krofdorf-Gleiberg wird eingerichtet

1932/33

Politische Krisenzeit (Auflösung von bestimmten Vereinen)

März 1945

Zerstörung des Eisenbahnviadukts; Kapitulation der Gemeinde

September 1945

erfolgen wieder Gründungsversammlungen verschiedener Vereine

1962

Das "Mitteilungsblättchen" löst den Ortdiener ab

31.12.1976

Krofdorf und weitere Gemeinden verloren ihre Selbstständigkeit und wurden den Städten Gießen und Wetzlar zugeschlagen und die Stadt "Lahn" gebildet, die jedoch nicht von langer Dauer war

01.08.1979

Launsbach, Wißmar und Krofdorf-Gleiberg schließen sich zu der Großgemeinde Wettenberg zusammen. Damit ergab sich eine Gesamtfläche der Gemeinde von 4292,8 ha. Hiervon sind 2385 ha (55,56%) Waldfläche, 1417 ha (30,01 %) landwirtschaftliche Nutzfläche. Der Rest, 490,8 ha (11,43%), ist als Siedlungsfläche ausgewiesen, wovon bisher erst 160 ha (3,72%) bebaut wurden.

20.03.1981

Wappen

Genehmigung des Wappens durch den Hessischen Minister des Innern vom 20. März 1981 (StAnz. 14/1981 S. 838)
Balsonierung: In einem blauen Schild, dessen goldenes Schildhaupt durch Zinnenschnitt abgeteilt ist, zwei wegschauende goldene
Löwenköpfe über einem aufrechten, von zwei schrägen goldenen Eichenblätter gekreuzten goldenen Lindenblatt.

18.03.1982

Wappen

Genehmigung der Flagge durch den Hessischen Minister des Innern vom 18. März 1982 (StAnz. 14/1982 S. 718)
Die Flagge der Gemeinde Wettenberg zeigt die Farben Blau - Gelb - Rot, in der oberen Häfte mit dem Gemeindewappen.


So lieber Leser, dies war ein kleiner Überblick über die Geschichte der Gemeinde Krofdorf-Gleiberg. Ich hoffe das es interessant war. Sollte jedoch jetzt das Interesse erwacht sein, mehr zu erfahren, kann ja die im Internet vorhandenen Seiten besuchen.
Hier die beiden Seiten von Wikipedia:             Burg Gleiberg - Wikipedia                   Gemeinde Wettenberg - Wikipedia