Sage vom Raubritter Hedrich

18.07.2004

Raubritter Hedrich

Schlossberg © Adele Medebach 50° 41' 32'' - 08° 39' 33''
Mauerreste Schlossberg © Adele Medebach
Mauerreste Schlossberg © Adele Medebach
Hinweisschild Karte

Raubritter Hedrich lebte vor langer Zeit über der Schmelz in seiner Burg auf dem Schlossberg. Er war raubeinig, raubgierig, gewalttätig und grausam. Wie ein Sturmwind fegte er mit seiner Reiterhorde heran und überfiel Postkutschen, Kaufmänner und Bauern. Viele Leute zitterten ständig um ihr Hab und Gut. Voller Zorn schauten sie ihm beim Stehlen zu, und keiner wagte, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Bei Turnieren war der Hedrich Meister. "Grämen würde ich mich, wenn ich nur einmal verlöre!" sagte er bei seinem ersten grossen Erfolg. Die ihm angeborene Herrschsucht verursachte in Hedrich die unmöglichsten Pläne. Er wollte den Thron des Landesherrn übernehmen!

Sein erstes Verbrechen war der Mord an dem Sohn des Stauffenberger Ritters. In Gleiberg aber erkannte man die List und beschloss, sich zu wehren. Noch ehe Ritter Hedrich mit seinem Gefolge zum heimlichen Angriff startete, bildeten viele Menschen eine unbezwingbare Front von Kämpfern. Viele andere Ritter schlossen sich ebenfalls an. Nun schien das Schicksal Hedrichs besiegelt zu sein. Seine Burg war ringsum schwer belagert. Aber der Ritter lachte nur und sagte: "Wir haben ja noch unsere unterirdischen Gänge. Sie enden im Dickicht, durch sie können wir Lebensmittel erhalten." So war die Belagerung ein Schlag ins Wasser.

Festlärm und Grölen überzeugten die Feinde, dass Raubritter Hedrich bestimmt nicht am Hungertuch nagte. Deshalb entschloss man sich dazu, die Burg zu stürmen. Mit Leichtigkeit erklommen ein paar Soldaten die ersten Mauern, ohne dass ihnen Widerstand entgegengesetzt wurde. Als sie gerade eine der Mauern bestiegen, liess Hedrich seine bisher eingesperrten, zähnefletschenden Bluthunde auf sie los. In kurzer Zeit hatte die blutrünstige Meute von Hunden ein grausames Blutbad angerichtet. Kein einziger der Soldaten überlebte. Denen, die noch nicht soweit gekommen waren, verging beim Anblick ihrer gemetzelten Kameraden jede weitere Lust zum Kampf.

Am anderen Tage liess Hedrich die Reste der zerfetzen Leichen über die Mauern werfen. An ihnen waren Zettel befestigt, mit der Nachricht:
- Meine Hunde haben wieder Hunger, ich erwarte den zweiten Angriff! -

Die Belagerer waren sehr erschüttert über diese Grausamkeit. Ratlosigkeit machte sich breit, bis plötzlich einer die unterirdischen Höhlenausgänge Hedrichs fand. Nun triumphierten die Belagerer. Der Ritter von Stauffenberg und der Edle von Gleiberg, der auch noch aus anderen Gründen mit Hedrich verfeindet war, denn dieser entdeckte die Liebe für dessen Frau und versuchte mehrmals, sie mit Gewalt zu sich zu holen. Der Edele von Gleiberg stellte sich persönlich an die Spitze des unterirdischen Angriffs. Als sie in den unterirdischen Gängen ankamen, konnten sie weder vor noch zurück, da die Gänge geschickt angelegt waren. Jeder, der nicht eingeweiht war, fand dort den sicheren Tod. Hedrich blieb wieder einmal Sieger.

Von nun an aber war dem Ritter eine grosse Belohnung auf seinen Kopf versprochen worden. Er blieb aber kühn und spielte den Leuten ein Schnippchen. Seinem Pferd wurden die Hufeisen verkehrt aufgeschlagen. Dadurch dachten die Verfolger, Ritter Hedrich wäre ausgeritten, wenn er gemütlich in seiner Burg sass. So blieb alle Verfolgung ergebnislos. Hedrich, der Schreckliche, wurde nie gefangen.

Kurz nach der grossen Belagerung brachte er das Kind des Edlen von Gleiberg um, aus Rache, da die Frau des Edlen seine frühere Liebe nicht erwiderte.

Als er schon sehr alt war, fand er bei einem Ausritt im Wald den Tod. Durch einen heftigen Blitzschlag verbrannte er samt Pferd.
Man sagt, in dunkler Nacht bei Geisterstunde hört man das unschuldige Geschrei nach Rache des kleinen Kindes. Zwischen den schrecklichen Rufen lärmt wilder Ritt, es ist Hedrich , der Schreckliche, dem der Tod nie Ruhe gab.